Tödlicher Unfall in Rüdesheim am 9. November 1899

In einem Radvermerk im Geburtseintrag des Johann Sebastian Retzel (Verzeichnis der Geborenen im Kirchspiel Rüdesheim verzeichnet der derzeitige Pfarrer Wahl aus Rüdesheim wie folgt: "Am 7. November 1899 wurde er beim Ausschachten eines Fundamentes beim Neubau Schleif am Bahnhof verschüttet und wurde als Leiche geborgen.

Ausführlicher berichtet der „Rheingauer Anzeiger“ vom 9. November 1899 wie folgt:

Rüdesheim, 8. November

An dem Neubau der Kellereien von Gebrüder Schleif ereignete sich gestern Abend gegen 6 Uhr ein beklagensw3erther Unglücksfall. Der Arbeiter Johann Retzel von Aulhausen (zugleich dortiger Gemeindediener) war mit dem Ausschachten und Abfahren von Erdmassen am Fuße eines zwar nicht breiten aber ca. 7 Meter hohen, nahezu senkrecht abgegrabenen Abhanges beschäftigt, als sich plötzlich der obere Theil des letzteren ablöste und mit großer Wucht herabstürzte. Retzel wurde von den Erdmassen verschüttet und so schwer getroffen, dass er nur noch als Leiche aus dem Schutte hervorgebracht werden konnte.

Wenige Minuten früher wäre das Unglück noch weit verhängnißvoller geworden, da sich zu dieser Zeit ein Bruder des Verunglückten, sowie der Bauherr an der Unfallstelle befand. Der Unglücksfall erweckt allgemeine Theilnahme. Der so jäh aus dem Leben geschiedene hinterlässt seine Frau und 11 Kinder.

Auf dem Aulhausener Friedhof befindet sich noch heute das gemeinsame Grab der Eheleute Retzel/Fatz, das von der Verwandtschaft Retzel noch immer gepflegt wird.